Vor dem Sport nicht richtig oder nur kurz erwärmt und schon ist es passiert: Muskelzerrung. Diese kann recht schmerzhaft sein und den Sportler beim Üben enorm beeinträchtigen. Wichtig ist hier als erste Hilfe eine Trainingspause. Muskelzerrungen am Oberschenkel sind besonders unangenehm, da das Laufen stark beeinträchtigt ist. Auch in der Wade können gezerrte Muskelbereiche starke Beschwerden verursachen. Vor allem bei laufintensiven Sportarten, wie Fußball, Handball oder Hürdenlauf, können Muskelzerrungen am Oberschenkel verstärkt auftreten.
Wie lässt sich eine Muskelzerrung erkennen?
Als eine der häufigsten Sportverletzungen muss die Muskelzerrung von einem (Faser-)Riss unterschieden werden, was nicht ganz einfach ist. Bei allen drei Verletzungen wird der Muskel überdehnt. Die Zerrung ist dabei die leichteste Verletzung. Die anatomische Muskelstruktur bleibt erhalten und Muskelfasern bleiben unbeschädigt.
Der Muskel wird bei der Zerrung durch plötzliche Belastung überdehnt und zieht sich daraufhin schnell und stark zusammen (Kontraktion). Die Muskelspindeln, die in jedem Muskel befindlich sind, sind nicht flexibel beweglich und können rasche Bewegungswechsel nicht ausgleichen. Der Muskel verhärtet sich und es kommt erst zu einem Ziehen, dann zunehmend zu starken, teils krampfartigen Schmerzen. Anfangs ist der betroffene Körperteil noch beweglich, später nimmt die Beweglichkeit ab.
Der sogenannt Tonus, die Regulation von An- und Entspannung, ist bei einer Zerrung gestört. Der Muskel spannt sich in kürzester Zeit deutlich an, weil der Sportler ihn plötzlich belastet. Natürlich können diese Verletzungen auch im Freizeitbereich auftreten, doch am häufigsten passiert es beim Sport, dass Muskeln der Wade, des Oberschenkels oder der Oberschenkelinnenseite (Adduktoren) gezerrt werden. Je nach Sportart kann auch die Oberarmmuskulatur gezerrt sein. Möglich, wenngleich nicht so häufig, sind Zerrungen der Rücken- und Schultermuskulatur oder der Bauchmuskulatur.
Beim Riss tritt der Schmerz üblicherweise schlagartig nach Belastung auf. Beim Muskelfaserriss reißen einzelne Muskelfasern und sogar ganze Muskelfaserbündel. Wird bei der Verletzung ein komplettes Muskelbündel durchtrennt, dann handelt es sich um einen Muskelriss, die schwerste der drei Sportverletzungen.
Muskelzerrung vermeiden – so geht’s
Erste-Hilfe-Maßnahmen, wie eine Massage oder das Schütteln der betroffenen Muskulatur, bleiben meist erfolglos.
Diese Faktoren können zur Muskelzerrung führen:
- unzureichendes Aufwärmen (mindestens 15 Minuten sind sinnvoll)
- Überschätzen des Trainingszustandes und der Fitness
- plötzliche, nicht richtig koordinierte Bewegungen
- schneller Belastungswechsel
- übermüdete Muskeln
- Überforderung
- Kalte Umgebung
- Unpassendes Schuhwerk
- Falsche Sportkleidung
- Falsche Ausrüstung
- Schlechter Allgemeinzustand durch Krankheit (z. B. Erkältung)
- Flüssigkeits- und Elektrolytmangel (starkes Schwitzen im Sommer)
- Falsche, unausgewogene Ernährung
- Verbotene Mittel zum schnellen Muskelaufbau (Anabolika)
- Kreatin zur Leistungssteigerung wird als Ursache diskutiert
Bei einer Muskelzerrung ist kein direkter Schlag oder Tritt auf den Muskel Auslöser. Beim Fußball etwa kann die Adduktorenmuskulatur durch das „Grätschen“ nach dem Ball gezerrt werden. Dehnen schützt zwar nicht unmittelbar vor einer Zerrung. Wer trotzdem Dehnübungen machen möchte, sollte sanfte, dynamische, federnde kleine Bewegungen wählen. Statt des Aufwärmens auf durchblutungsfördernde Mittel zurückzugreifen, ist unzureichend. Cremes, Salben und Lösungen sorgen für eine verstärkte Durchblutung der Hautoberfläche, nicht aber des Gewebes oder der Muskulatur.